Michael Elmgreen & Ingar Dragset ausgezeichnet

Am 26. Juni 2002 wurde in Berlin erneut der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst vergeben. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis ging an das international bekannte Künstlerduo Michael Elmgreen & Ingar Dragset.
Mit ihrer eigens für den Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – entwickelten Installation „Temporarily Placed“ sorgten sie für besondere Aufmerksamkeit: Eine lebensechte Figur liegt in einem Krankenhausbett, das auf ein Fenster mit Blick zur Invalidenstraße und zur Charité gerichtet ist.
Die Arbeit eröffnet vielfältige Deutungsmöglichkeiten – etwa zur Rolle von Institutionen, zur Verletzlichkeit des Menschen oder zu gesellschaftlichen Zuständen. Gerade diese Offenheit macht das Werk besonders eindrucksvoll.
Neben Elmgreen & Dragset waren Tacita Dean, Maria Eichhorn und Daniel Richter nominiert.

Preisträger

Preis der Nationalgalerie 2002 / Verleihung / Elmgreen&Dragset
Michael Elmgreen & Ingar Dragset

geb. 1961 in Kopenhagen, Dänemark & geb. 1969 in Trondheim, Norwegen

Begründung der Jury

„Interessant erscheint uns, dass die Frage nach der Nationalität im Kunstbetrieb keine große Rolle mehr spielt. PREIS DER NATIONALGALERIE für junge Kunst ist ja auch für Künstlerinnen und Künstler ausgeschrieben, die in Deutschland leben und arbeiten – egal welcher Nationalität. Künstler fühlen sich oft nicht mehr einer geografischen Region allein zugehörig, leben an verschiedenen Orten gleichzeitig. Zwei Positionen der nominierten Künstler haben wir deshalb international besetzt. Wir wollten keinen Trend ausmachen – wie beispielsweise „jetzt Malerei“ oder „wieder Konzept“. Deshalb haben wir verschiedene Positionen ausgewählt.“
„Wir sehen den PREIS DER NATIONALGALERIE für junge Kunst nicht als Nachwuchsförderung. Deshalb haben wir Künstler ausgewählt, bei denen bereits ein größeres Oeuvre vorhanden ist.“
„Wir möchten mit unserer Auswahl eine Liste von internationaler Relevanz erstellen, um den Preis auch international interessant zu machen. Nur so kann dieser Preis später auch für junge Künstler etwas bewirken.“

Ankauf der Preisträger

Shortlist-Ausstellung

17. Mai 2002 – 07. Juli 2002
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin

Elmgreen&Dragset

Beim Betreten des hinteren Raumbereichs der Ausstellung „Preis der Nationalgalerie für junge Kunst 2002“ trifft man auf einen blassen Mann mittleren Alters, der auf einem Krankenbett liegt und aus dem Fenster schaut. Sein Blick geht auf das Durcheinander der Baustelle vor dem Fenster, auf die Unruhe einer Stadt, die sich ständig verändert; weiter weg ist das Krankenhaus Charité zu erkennen.
Die eigens für die Ausstellung angefertigte, aus Wachs gegossene Skulptur beschäftigt sich, wie viele der vorhergehenden Projekte des Künstlerduos, mit der Wechselbeziehung zwischen dem Schauplatz der Ausstellung, seinen räumlichen Bedingungen und denen der Umgebung. Die Institution Museum erfüllt normalerweise die Aufgabe, „unsterbliche“ Kunstwerke zu präsentieren. Es bewahrt sich gegen den Einfluss schneller Veränderungen und Modeerscheinungen der Alltagswelt. Die ruhigen weißen Wände im Hamburger Bahnhof stehen im offensichtlichen Widerspruch zu dem chaotischen Stadtbild, das vom Fenster aus sichtbar wird.
Thomas McEviltey schrieb über den sogenannten White Cube: „In classical modernist galleries, as in churches, one does not speak in a normal voice, one does not laugh, eat, lie down, or sleep; one does not get ill, sing, dance, or make love.“
Obwohl ein Ausstellungsraum große Ähnlichkeit mit einer anderen öffentlichen Architektur aufweist, nämlich der des Krankenhauses, schließt ein Museum das alltägliche Leben aus. Seine antiseptische Ästhetik will, dass man sich in den Ausstellungsräumen für eine kurze Zeit der Illusion hingibt, ein rein intellektuelles Wesen zu sein.

Die Ausstellung 23 Kurzfilme/23 Filmplakate fand 1995 in der Galerie Walcheturm in Zürich statt. Eva Presenhuber leitete von 1989 bis 1997 die Galerie Walcheturm, 1998 eröffnete sie die Galerie Häuser & Wirth 2, die 1999 in Häuser & Wirth & Presenhuber umbenannt wurde. Die Ausstellung 23 Kurzfilme/23 Filmplakate fand mit dem gleichen Filmprogramm im Januar/Februar 2002 in der Galerie Häuser & Wirth & Presenhuber/ Zürich statt und wird anlässlich der Ausstellung „PREIS DER NATIONALGALERIE für junge Kunst 2002″ im Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart Berlin noch einmal gezeigt, die Räume der Galerie werden rekonstruiert. Das Museum wird für die Dauer der Ausstellung zum Kino. Im Eingangsbereich hängen Filmplakate. Am Empfangstresen gibt es Getränke. Im Ausstellungsraum stehen Kinostühle und ein Filmprojektor vor einem Vorhang. Jeden Tag wird ein anderer Film gezeigt. Die Räume der Galerie Walcheturm wurden in den 40er/50er Jahren von Knorr und Persil zum Vorführen von Werbefilmen genutzt.

MARIA EICHHORN

TACITA DEAN

Wenn die Sonne an einem klaren frischen Horizont untergeht, wenn davor einige hundert Kilometer kein Land liegt und in der Ferne keine Feuchtigkeit vorhanden ist, die sich beim Versinken der Sonne in eine von hinten beleuchtete Wolke verwandeln könnte, hat man gute Chancen, den grünen Strahl zu sehen. Der letzte Lichtstrahl der sterbenden Sonne, der sich unten am Horizont bricht, ist der grüne Strahl, der nur geringfügig langsamer ist als der rote oder gelbe. Segler sehen ihn öfter als wir anderen und sie sehen in ihm den Vorboten großen Glücks oder des Schicksals in ihrem Leben. Jahrelang habe ich den grünen Strahl aufgespürt, auf Horizonte spähend nach der letzten minimalen Sekunde des Grüns, ohne überhaupt zu wissen oder zu wagen mir vorzustellen, wie extravagant dieser grüne Spritzer sein würde, aber ich bekam ihn nie zu Gesicht.

Letzten Sommer machte ich mich aufgrund einer flüchtigen Bemerkung auf den Weg in ein schwer zugängliches Dorf an der Westküste Madagaskars. Die Bemerkung, die ich auf der Webseite eines Sonnenfinsternisbetrachters fand, besagte, dass diejenigen von uns, die es bis Morombe schaffen würden, gute Chancen hätten, dort den grünen Strahl zu sehen. Einen Tag vor meiner Abreise erfuhr ich, dass Eric Rohmer seine Aufnahmen gefälscht hatte, nachdem sein Kameramann zwei Monate auf den kanarischen Inseln jeden Sonnenuntergang abpasste und schließlich unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehrte. Seine digitale Extravaganz konnte sich nicht mit dem realen grünen Strahl messen. Dadurch wurde mein Bestreben, etwas, dass ich mir nicht vorstellen konnte zu sehen, wenn nicht sogar zu filmen, noch größer.
Der Punkt in meinem Film ist, dass er sich mir beinahe entzogen hätte. Bei meiner allabendlichen Wache am Strand von Morombe war ich, während ich auf den Kanal von Mozambique blickte, damit beschäftigt, das richtige Timing für die Aufnahme des Sonnenuntergangs auf einer Filmrolle zu finden. Dabei dachte ich manchmal, dass ich das Grün gesehen hatte, war mir aber nie sicher. Die Suche nach dem grünen Strahl wurde mehr und mehr zu einem eigenen Akt des Sehens an sich; darüber, ob man vertraut und glaubt an das, was man sieht.
Dieser Film ist ein Dokument; er handelt von der Struktur, dem Material und der Herstellung des Films an sich. An dem Abend, als ich „The Green Ray“ drehte, waren außer mir am Strand noch zwei andere mit einer Videokamera, die auf die Sonne gerichtet war. Ich hatte sie mit meinem Enthusiasmus für dieses flüchtige Phänomen infiziert. Sie haben das Licht in dieser Nacht nicht gesehen und beim Betrachten der Videoaufnahme wurde der Beweis erbracht, dass auch ich das Licht nicht gesehen haben konnte. Aber als mein Film später in England entwickelt wurde, trotzte dort unverkennbar der felsenfeste Beweis auf einem Einzelbilde Celluloid: existent in der flüchtigen Bewegung von Filmbildern bewies sich der grüne Strahl selbst und als zu schwer fassbar für die Pixelation der digitalen Welt.

DANIEL RICHTER

Jury

Erste Jury

David Elliott
Wulf Herzogenrath
Renate Wiehager

Zweite Jury

Ingvild Goetz
Angela Schneider
Peter-Klaus Schuster

Impressionen

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Seit 2009 bekommen die Gäste des festlichen Venedig-Empfangs eine limitierte Künstleredition als Geschenk.
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Partnerschaft mit BMW

Seit 2006 ist BMW Partner des Preis der Nationalgalerie und bekräftigt auch zukünftig sein Engagement für diese bedeutende Auszeichnung.
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